Die soziale Frage als Folge der industriellen Revolution praegte auch die agrarpolitische Diskussion in der 2. Haelfte des 19. Jahrhunderts. Als Beitrag zur Linderung der landwirtschaftlichen Notlage wurde die Reform des schweizerischen Privatrechts - insbesondere des Grundpfand- und Erbrechts - im Rahmen der Vereinheitlichung auf Bundesebene betrachtet. Der Schweizerische Bauernverband nahm massgeblichen Einfluss auf die Gesetzgebungsarbeiten. Verschiedene Institute des einheitlichen Rechts beruecksichtigten zwar die besonderen baeuerlichen Beduerfnisse, konnten sich aber nach 1912 praktisch nicht durchsetzen, weil die freiheitlich-individualistischen Axiome der Kodifikation in der Rechtsanwendung Vorrang genossen und die Konzessionen zugunsten der Bauern zur Wirkungslosigkeit verurteilten. Mit dem ZGB von 1907 und dem revidierten OR von 1911 wurde kein besonders soziales oder gar bauernfreundliches Privatrecht geschaffen. Das baeuerliche Bodenrecht erfuellte aber willkommene ideologische Dienste, indem die Bauern fuer die Rechtsvereinheitlichung gewonnen werden konnten.
ISBN: | 9783631445365 |
Publication date: | 1st April 1992 |
Author: | Ralph Steppacher |
Publisher: | Peter Lang Edition an imprint of Lang, Peter, GmbH, Internationaler Verlag der Wiss |
Format: | Paperback |
Pagination: | 312 pages |
Series: | Rechtshistorische Reihe |
Genres: |
History and Archaeology Legal history Private or civil law: general |