English summary: Unlike common law, German law never developed a reliance theory of contract damages. The term negative interest, coined by Rudolph von Jhering, has always been linked to cases of extra-contractual liability. Helge Dedek explores the theoretical and historical background of this doctrinal development, comparing it to the Anglo-American discourse. His critical analysis focuses on the reformulation of contract law and of the medieval concept of interesse under the influence of will theory and societal change in the 19th century. The repercussions of this process are of current significance, since the German reform of the law of obligations in 2001 has introduced a statutory claim for the reimbursement of expenses as a remedy for breach of contract, which eludes the conceptualization of traditional doctrinal scholarship.
German description: Seit der Einfuhrung des 284 BGB n.F. streitet die deutsche Rechtswissenschaft uber die Kategorisierung der Sanktion des Aufwendungsersatzes - einer Sanktion, die von dem Paradigma abweicht, der Schadensersatz bei Verletzung einer wirksamen Obligation durch Nicht- oder Schlechtleistung habe darin zu bestehen, den Glaubiger vermogensmassig in die Position zu versetzen, als sei ordnungsgemass erfullt worden. Helge Dedek untersucht, woher die Schwierigkeiten ruhren, die das deutsche Zivilrecht bei der Konzeptualisierung einer nicht auf positive Herstellung des hypothetischen Erfullungszustandes gerichteten Vertragshaftung hat. Das anglo-amerikanische Recht kennt - zumindest als Alternative zum Ersatz des Nichterfullungsschadens - eine vertragliche Haftung auf das reliance interest. Den Hintergrund dieser dogmatischen Entwicklung bildet eine Auffassung von Vertragsrecht, die die Diskurse zur Begrundung vertraglicher Bindung und zur Bemessung von Schadensersatz nicht zwingend trennt. In Deutschland hat hingegen, trotz zahlreicher Theorien zur Rolle des Vertrauens bei Vertragsbegrundung, der Vertrauens-Topos fur die Bemessung vertraglichen Schadensersatzes nie Bedeutung erlangt. Der Autor erlautert diese Entwicklung anhand einer Analyse, deren Schwerpunkt in der dogmengeschichtlichen Betrachtung der willenstheoretisch fundierten Neuorganisation des Vertragsrechts und vor allem der Reformulierung des Interessebegriffs im 19. Jahrhundert liegt. Die Entwicklung erweist sich als ein Prozess der Diskursverengung, in dem sich dogmatische Konstruktion als solche zu erkennen verlernt und so den Ruckgriff auf eine interessengerechte Sanktion erschwert.
Das Buch wurde mit dem Preis der Universitaetsgesellschaft fuer die beste Dissertation aller Fakultaeten 2006 ausgezeichnet.
ISBN: | 9783161491931 |
Publication date: | 25th July 2007 |
Author: | Rainer Baasner, Georg Reichard |
Publisher: | Mohr Siebeck |
Format: | Hardback |
Pagination: | 315 pages |
Genres: |
Systems of law: civil codes / civil law |