Worms, Anfang der 1920er-Jahre. Peter Bender, ehemals Fliegerleutnant des Deutschen Heeres, macht sich als Gründer einer neuen Religionsgemeinschaft und mit der Proklamation der sogenannten Hohlwelt-Theorie einen Namen: Die Menschheit, so diese Theorie, lebe nicht auf, sondern in einer Kugel, außerhalb derselben existiere nichts. Benders Gemeinde bleibt überschaubar, dennoch wird er wegen der Verbreitung aufwieglerischer und gotteslästerlicher Flugschriften zu einer mehrmonatigen Kerkerhaft verurteilt. Als sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten herumspricht, dass seine Frau Jüdin ist, wenden sich selbst seine engsten Gefolgsleute von ihm ab. Die Benders verarmen, die Repressionen gegen seine Frau werden bald unerträglich, bis die Familie 1942 verhaftet und deportiert wird. Nur der Sohn überlebt das Konzentrationslager.
Der junge österreichische Autor Clemens J. Setz geht mit Sprache um wie ein Chirurg mit dem Seziermesser.
Clemens J. Setz ist ein scharfer Beobachter, der hinter die Fassaden gepflegter Reihenhaussiedlungen schaut und menschliche Eigenarten und Abgründe mit gnadenlos präziser Genauigkeit schildert. Aber sein Blick kann auch zärtlich und liebevoll sein, was den Geschichten in seinem Band 'Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes' einen faszinierenden Facettenreichtum verleiht. Diese Stories, manche voll grotesker Ideen, können durch subtilen Horror und gewalttätige Ausbrüche unter die Haut gehen. Doch sie verzaubern den Hörer auch durch die Ambivalenz zärtlicher Momente und Blicke.