Die Siedlungspolitik im Osten gehoerte zu den leitenden politischen Ideen der Weimarer Republik, deren Verwirklichung immer wieder mit grossem Nachdruck gefordert wurde. Sie galt allgemein als Akt der inneren und aeusseren Selbstbehauptung. Innenpolitisch sah man in ihr den Loesungsweg zur inneren Gesundung Deutschlands sowohl in sozialer als auch in oekonomischer Hinsicht. Im aussenpolitischen Bereich wurde die Siedlung eng mit bevoelkerungs-, national- und revisionspolitischen Zielsetzungen verknuepft. Was die Rolle des deutschen Ostens im Zusammenhang mit dem Untergang der Weimarer Republik so bedeutsam macht, ist die Tatsache, dass Reichspraesident Hindenburg persoenlich hinter ihr stand und die Sanierung des Ostens zur vordinglichsten Aufgabe der Regierung erklaerte. Als die angestrebten Problemloesungen in Gegensatz zu den Interessen der Grossgrundbesitzer gerieten, machten diese ihren politischen Einfluss ueber den Reichspraesidenten - ihren Standesvertreter - geltend, ein politisches Geschehen, das im Sturz Bruenings seinen letzten Ausdruck fand. In der Diskussion um die Ostsiedlung offenbarten sich Macht und Bedeutung des zutiefst traditionalen, antirepublikanischen Denkens der einflussreichen konservativen Interessengruppen, das eine nicht unerhebliche Ursache fuer die Instabilitaet der Reichsregierungen in der Endphase der Republik war.
ISBN: | 9783631524879 |
Publication date: | 1st September 2004 |
Author: | ClaudiaYvonne Ludwig |
Publisher: | Peter Lang Edition an imprint of Lang, Peter, GmbH, Internationaler Verlag der Wiss |
Format: | Paperback |
Pagination: | 272 pages |
Series: | Europaische Hochschulschriften : Reihe 3: Geschichte Und Ihre Hilfswissenschaften |