Im heutzutage weitgehend negativ konnotierten 'Homosexuellen-Urteil' des Bundesverfassungsgerichts von 1957 lehnte es das Karlsruher Gericht ab, die damaligen massenhaften Bestrafungen von Mannern wegen homosexueller Kontakte fur verfassungswidrig zu erklaren. Ungeklart war bislang, wie sich dieses Urteil mit der heute erheblich positiver beurteilten Grundrechtsjudikatur des Gerichts in den 1950er Jahren vereinbaren lasst. Nadine Dronner analysiert umfassend und quellengestutzt die zeittypischen Ursachen und Motivationen des Urteils und seine Folgen fur die Rechtsdogmatik. Das Urteil verstand sich dabei als Entscheidung fur den Augenblick und gab damit - entgegen gewichtigen Stimmen in den Rechts- und Sozialwissenschaften - einem zukunftigen Wandel der Auffassungen zur Homosexualitat eine verfassungsrechtliche Grundlage. Damit ermoglicht die Autorin einen differenzierten Blick auf das Urteil: Es hat die massenhaften Strafverfahren gegen homosexuelle Manner nicht beendet, aber mit seiner Begrundung und interdisziplinaren Argumentation die spatere Entkriminalisierung mit vorbereitet.
ISBN: | 9783161575716 |
Publication date: | 8th December 2020 |
Author: | Nadine Dronner |
Publisher: | Mohr Siebeck |
Format: | Hardback |
Pagination: | 304 pages |
Series: | Beitrage Zur Rechtsgeschichte Des 20. Jahrhunderts |
Genres: |
Legal history Constitutional and administrative law: general Criminal law: procedure and offences |